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Publikationen
Meteorologischer Kalender 2001
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Titel
Franz X. Kohlhauf: Gewitterwolke
mit velum (= Kopftuch bzw."Sahnehäubchen")
Von der Abendsonne
beleuchtet türmt sich eine Gewitterwolke
auf. Sie wächst sehr schnell und hebt dabei auch die Luft in
ihrem Bereich mit in die Höhe: Dadurch wird auch eine etwas
feuchtere Luftschicht an ihrer Oberseite gehoben, kühlt sich
ab, bis die Kondensationstemperatur erreicht ist und eine dünne
Schichtwolke entsteht. Die glatte Form dieser Wolke zeigt, dass sie
aus kleinen Eiskristallen besteht, während die direkt darunter
aufschießende Gewitterwolke noch durchweg abgerundete Formen
hat, was typisch für Wolken ist, die aus Wassertröpfchen
bestehen. Immerhin kann man annehmen, dass die Wolke bis mindestens
6 – 8 km Höhe aufreicht, wo auch im Hochsommer Temperaturwerte
zwischen –25 und –40°C herrschen, d.h. diese Wassertröpfchen
sind sehr stark unterkühlt. Da der oberste Teil der Wolke offenbar
nun die vereiste Schichtwolke berührt, wirken die dort vorhandenen
Eiskristalle als spontane Eiskeime, und die Wassertröpfchen
vereisen innerhalb von ein bis zwei Minuten, das Gewitter ist "fertig". |
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Januar
Stefan Kämpfe: Bereifte
Winterlindengruppe
Bärenhügel bei Weimar,
30.1.1993, ca. 10.30 Uhr
Der Bärenhügel erhebt sich solitär in der verschneiten
Landschaft Thüringens. Dominiert wird das Bild von einer Baumgruppe,
deren Äste nach einem Nebeleinbruch der vergangenen Nacht vollständig
bereift sind. Vor dem inzwischen klar-blauen Himmel heben sich diese
Bäume eindruckvoll ab. Der Reif ist bei schwachem Wind entstanden,
der den Nebel mit seinen unterkühlten Wassertröpfchen zu
den Bäumen trieb. Üblicherweise besteht Nebel (und auch
Wolkentröpfchen) bis zu Temperaturwerten von –10°C,
oft auch noch unter –15°C, aus unterkühltem Wasser,
das sofort gefriert, wenn es auf ein Hindernis (z.B. Äste) trifft.
Bei länger anhaltender derartiger Wetterlage kann sich sehr
viel Reif absetzen: Dies geschieht relativ häufig in höheren
Berglagen, wo dicke Reifschichten entstehen können. In ungünstigen
Fällen setzt sich der Reif so stark an Bäumen ab, dass – vor
allem bei Nadelbäumen – die Äste zu schwer werden
und brechen. Manchmal ergeben sich große Schäden durch
ausgedehnten Waldbruch. Auch an Zäunen kann sich der Reif absetzen,
wie das obenstehende Foto (Bernhard Mühr) zeigt. |
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Februar
Perlmutterwolken
Foto: Graham Denyer, 30. November 1999, ca. 15.45
UTC, Blick genau nach West vom Zentrum von Aberdeen, Schottland,
aus.
Aberdeen ist ein idealer Ort, um die seltenen
stratosphärischen
Wolken, bekannt als Perlmutterwolken, zu beobachten. Die Bedingungen
für gute Sichtbarkeit sind:
1. Hochreichende kalte Luftströmungen am Rande
eines Tiefdruckgebietes, 2. viele Berge stromaufwärts in Windrichtung
(bei Aberdeen die Grampians und die Cairngorms), um Wellen entstehen
zu lassen, 3. Windstärke und –richtung bleiben in der
gesamten Atmosphäre gleichartig, 4. Jahreszeit – Ende
November bis Ende Februar, bei Sonnenauf- und –untergang, wenn
die Sonne tief genug steht, um die Wolken zu beleuchten. Sämtliche
der genannten Kriterien kamen an jenem Abend zusammen und verursachten
spektakuläre Perlmutterwolken, die die vom 16. Februar 1996
(Denyer 1996, Hudson 1996) bei weitem übertrafen.
Die Winkeldistanz
der Wolken von der Sonne betrug etwa 35 bis 40 Grad, und das Foto
wurde in keiner Weise retuschiert, die Wolken hatten tatsächlich diese wahrlich erstaunlichen Farben.
Zunächst waren die Wolken als matt erscheinende cirrusartige
Formen etwa um 15.15 UTC erkennbar, aber nach Sonnenuntergang zeigten
sie brillante Farben, bevor sie blut-rot wurden und um ca. 16.15
UTC verblassten.
Die Wolken, die sich in den oberen Teilen der Leewellen
bilden, zeigen sehr geringe, wenn überhaupt, Bewegung und geben
damit eine gute Vorstellung von Leewellen-Aktivität. |
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März
Christoph Kottmeier: Eiswirbel auf dem Meer bei Spitzbergen
Wie
gemalt sehen die Wirbel aus, die sich auf dem Meer südlich
von Spitzbergen gebildet haben. Hierbei sind nicht etwa Wolken, sondern
kleine Eisstücke zusammengetrieben. Gut zu erkennen sind Teile
Spitzbergens im oberen rechten Teil des Bildes: Sie sind tief verschneit,
wie es der Jahreszeit entspricht. Die Wirbel sind in Lee der Inseln
entstanden, wobei der Wind, der auf dem offenen Meer weht, erheblich
stärker ist, als der Wind in Lee der Insel. Damit wird das Wasser
auf dem offenen Meer stärker nach Süden versetzt als das
unmittelbar vor der Küste. Diese Wirbel bilden sich demnach
dadurch, dass am Rande des schneller fließenden Oberflächenwassers
die Strömung geringer ist, das Wasser im Verhältnis zur
offenen See zurückbleibt. |
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April
Altocumulus mit Fallstreifen
Foto: Storm Dunlop, 4. Juni 1980, abends, englische Südküste
Dieser Altocumulus ist Folge einer großräumigen
Instabilität in der mittleren Troposphäre, die ausgeprägten
Altocumulus floccus hervorrief. Die Temperatur hatte an diesem Tag örtlich
25°C erreicht, wobei gegen Abend ein linder südwestlicher
Luftzug entstand mit kaum mehr als Windstärke 1 in Bodennähe.
Eine Kaltfront wanderte am nächsten Tag langsam nach Osten,
die allgemein starken Regen und Gewitter mit sich brachte. Diese
Wettererscheinungen waren teilweise heftig im nördlichen England
und verursachten beträchtliche Überschwemmungen, einen
Tornado und in Schottland drei Tote durch Blitzschlag. |
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Mai
Überschwemmung in der Wüste
Foto: Richard Simonis, Sossusvlei, Namibia, September
1997
Blauer Himmel mit einigen Cumuli vermittelt den
Eindruck von "schönem" Wetter. Sie deuten auf Trockenheit und Wärme.
Die türmchenartigen Castellanus-Formen signalisieren allerdings,
dass im Tagesverlauf durchaus Schauer oder Gewitter entstehen können.
An den Tagen zuvor hat es bereits stark geregnet: Das in einem flachen
und sonst trockenen Tal herangeströmte Regenwasser staut sich
vor den hohen Dünen, die nach namibischer Aussage die höchsten
der Welt sein sollen. Lehmverschmierte Bäume zeigen, dass das
Wasser noch höher gestanden hat. Bei der kräftigen Sonneneinstrahlung
wird es nun rasch verdunsten. Reisende, die einen Monat später
an diese Stelle kamen, erlebten ein "total" trockenes Tal. Trockenrisse,
die im Vordergrund links und am rechten Bildrand sichtbar sind, werden
dann den ganzen Boden überziehen, bis es vielleicht in einigen
Jahren wieder einmal regnen wird. |
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Juni
Heino Bardenhagen: Nachtgewitter über
Niedersachsen
21.7.1995, nachts
Wie in einem Hochofen sieht es
auf diesem Foto im Kernbereich der Gewitterwolke aus: Rot- bis gelb-glühende Schmelze scheint dort
aktiv zu sein! Dieses mehrere Minuten lang belichtete Foto zeigt
jedoch ein nur schwaches Gewitter, das überwiegend Blitze innerhalb
der Wolke produzierte. Lediglich ein Blitz schlug Richtung Erdoberfläche
ein. Der Wolkenschirm, der "Amboß" dieser Gewitterwolke reicht
fast bis zum Zenit. Dort ist jedoch die Langzeit-Belichtung (im Bild
links oben sowie in der Mitte oben) dokumentiert: Die drei erkennbaren
kurzen Striche sind Sterne, die während dieser Zeit vor der
Kamera weitergewandert sind. |
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Juli
Juli: Alois Holzer: Föhnwolken,
Alpen
Bemerkenswert sind diese "Föhnfische" insofern, als sie – gegen
die Sonne fotografiert und damit unterbelichtet – ein faszinierendes
Muster dunkler Kernbereiche und heller, durchscheinender Ränder
ergeben. Diese Wolken entstehen während Föhnwetterlagen.
Dabei weht der Wind quer über die Berge hinweg, die als Hindernis
wirken und damit eine sogenannte "stehende Welle" bilden. Diese Welle
ist lediglich abhängig von der Höhe des Hindernisses (der
mittleren Höhe der Berge) und der Geschwindigkeit, mit der der
Wind gegen die Berge strömt. Direkt hinter der Kammlinie sinkt
die Luft ab, die Wolken lösen sich dabei auf. Anschließend
steigt die Luft im Bereich des nächsten Wellenberges wieder
auf. Dies erfolgt in kurzem Abstand mehrfach, so dass die wolkenfreien
und die wolkigen Gebiete sich streifenförmig abwechseln. Der
durchscheinende Rand der Wolken deutet auf die dort einsetzende
Absinkbewegung der Luft hin. |
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August
Gewitterwolke mit "Strubbelkopf"
Foto: Storm Dunlop, 23. Februar 1989, ca. 15.30 UTC
Eine klassische Schauerwolke, ein Cumulonimbus
incus (= mit Amboß), steht über der Isle of Wight an der
Südküste Englands, Blickrichtung Südwest. An diesem
Tag herrschte ausgedehnte konvektive Aktivität im Bereich rückkehrender
polarer Meeresluft (rückkehrend bedeutet: Luft von Island weit
nach Süden vorgestoßen und nun von Südwesten her
nach England strömend) mit zahlreichen weiteren Cumulonimbus-Ansammlungen,
die zur gleichen Zeit sichtbar waren, vor allem weiter im Südwesten.
Der Bodendruck lag bei 1004 Hektopascal, und der 12.00 UTC Radiosondenaufstieg
von Crawley (Südengland, unweit von London) zeigte die Tropopause
bei 250 Hektopascal, ca. 11 km Höhe; so hoch steigen dann auch
Gewitterwolken auf. Dieses System zeigte extrem rasches Wachstum,
vor allem die Zellen an der flankierenden Linie im Süden. Unmittelbar
nachdem das Foto entstanden war, entwickelte sich der Cirrusschirm
explosionsartig, der dann innerhalb weniger Minuten über den
Fotografen mit dem starken südwestlichen Strahlstrom hinwegzog. |
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September
Nebelauflösung durch Absinken an der
Carlton Bank, Nordostengland
Foto: Michael Cinderey, 8. Dezember 1996, 13.15 UTC
Carlton Bank, 1,8 km südöstlich des
Aufnahmestandpunktes gelegen, steigt um etwa 300 m an auf 408 m über
NN und ist Teil der Cleveland Hills, die von ENE nach WSW verlaufen
und die den nördlichen Rand der North York Moors in Nordostengland
bilden. Die Haupttäler, die The Moors entwässern, verlaufen
südwärts zum Vale of York, das eine flache Mulde und bekannt
ist für ihre langanhaltenden und dichten Strahlungsnebel.Solch
eine Decke verhüllte diese Gegend während des ganzen Tages,
wobei ein leichter südlicher bis südwestlicher Wind sie
die Täler aufwärts trieb über den Bergrücken
hinweg. Mit dem beginnenden Absinken dieses kalten und dichten Nebels
verursachte Turbulenz eine Vermischung mit trockenerer Luft von oben
her. Diese Tatsache zusammen mit Erwärmung durch Föhn ließ die
Nebeltröpfchen rasch verdunsten.Dagegen konnte man einen schönen,
sonnigen Wintertag nördlich der Moors genießen mit einem
Temperatur-Maximum von 9,3°C (49°F), das nur wenige Meter
entfernt vom Fotostandpunkt gemessen wurde. In Pickering, 30 km weiter
südöstlich gelegen, verharrte die Temperatur knapp über
dem Gefrierpunkt mit einem Maximum von nur 2°C (36°F) – und
auch nicht mit solch einer strahlenden Ansicht!
Danksagung: Die Wetter- und Temperaturwerte von Pickering stellte Mr L. Bristow
zur Verfügung. |
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Oktober
Joyce Warren: "Doppeldecker",
Eruptionswolke des Vulkans Redoubt
21. 4. 1990, Alaska, westlich von Anchorage
Wie
ein riesiger Pilz ist nach der Eruption des 3.108 m hohen Vulkans
Redoubt eine Asche- und Dampf-Wolke in die Atmosphäre geschossen.
Beim Anblick des Bildes lässt sich die Gewalt dieses Ausbruchs
erahnen. Die Eruption hat zunächst eine etwas feuchtere Luftschicht
in seinem Bereich gehoben, in der eine dünne Schichtwolke in
ca. 6 km Höhe entstand. Durch diese Wolke hindurch geht der
Auftriebs-Schlot des Vulkanausbruchs bis in etwa 12 km Höhe,
wo seine Energie weitgehend aufgebraucht ist, denn in dieser Höhe
liegt die Tropopause, die Schicht der Atmosphäre, an der die
Temperatur sich wieder zum Wärmeren umkehrt: Diese Inversion
wirkt wie eine Sperrschicht, und die Eruption ist nicht stark genug
(wie z. B. beim Pinatubo auf den Philippinen im Jahre 1995 oder beim
El Chichon in Mexiko im Jahre 1983), um bis in die Stratosphäre
vorzudringen. Die Wolke ist über dem Vulkan nahezu stationär,
d.h. in der Atmosphäre ist es in allen Schichten über
dem Vulkan windschwach. |
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November
Hannes Peschl: Wolkenhaube über dem Hohen Göll
Ende Sept. 1997, vom Watzmann (Nordalpen, 2714 m) aus fotografiert
Das
Hohe Brett mit dem Hohen Göll (2519 m) schaut aus der dichten
Hochnebeldecke heraus, deren Untergrenze in 2200 m Höhe liegt.
Mit dem von rechts (Süden) heranwehenden schwachen Wind treibt
eine Schliere feuchter Nebelluft auf den Berg und überdeckt
ihn wie eine Haube. Unter dem dunkelblauen Himmel wirkt die Nebeldecke
wie eine Watte- oder Schlagsahne-Schicht. Diese Wetterlage ist typisch
für ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, bei der mit
fortschreitender herbstlicher Abkühlung sich ausgedehnte Nebel-
und auch Hochnebelfelder bilden. Sie lösen sich zum Teil auch
tagsüber nicht, weil eine ausgeprägte Inversion (= Temperaturumkehr,
wärmere Luft liegt über kälterer) einen Austausch
der trockenen oberen Luft mit der feuchteren unteren verhindert. |
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Dezember
Monika Nitzsche: Schneelandschaft
4.2.1998, Lindenau (Lausitz, Nord-Sachsen)
Ein
später Kaltlufteinbruch zum Ende dieses sonst milden Winters
hat die Landschaft doch noch einmal mit – wenn auch nicht viel
- Schnee bedeckt. Die Fotografin notiert hierzu: "Sonne, Schnee und
Wind – freut sich jedes Kind!" Offenbar ist es auch jetzt noch
windig, denn der Wassergraben wird in seinem weiteren Verlauf von
Schnee überweht, die Sicht ist dort erheblich getrübt.
Auch im Vordergrund sieht man deutliche Windspuren: Am Feldrand,
links, ist der Schnee nahezu weggefegt, zum Graben hin haben sich
kleine Schneewächten mit scharfen Abbruchkanten gebildet. Filigrane
Strukturen in der vom Wind veränderten Schneeoberfläche
zeigen jedes kleine Hindernis in Windrichtung, d.h. jedes Grasbüschel
hat seine eigene kleine Schneewehe verursacht. |
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