|
Publikationen
Meteorologischer Kalender 2005
|
|

Titel
Föhnwolken über Grönland
bei Nuuk, 8. August 2003
Foto: Jonas Vogel
Wie UFOs (Unbekannte Flug-Objekte)
sehen diese von der Nachmittags-Sonne beleuchteten Föhnwolken
aus. Sie sind in einer starken Westströmung
(um 20 m/s) entstanden, die von den bis etwa 1800 m hohen Küstenbergen
zur Bucht von Nuuk weht (früher: Godthab). Dabei steigt die
Luft zunächst vom Meer kommend an der Luvseite der Berge auf,
ein wesentlicher Teil der Luftfeuchtigkeit kondensiert und bildet
Wolken. Beim Überströmen der Gebirge entsteht eine wellenförmige
Strömung mit Vertikalbewegungen von mehr als 10 m/s. Unmittelbar
hinter den Bergen – im Lee – sinkt die Luft in der Welle
ab, die Wolken lösen sich auf. In einem Abstand von 5 bis 10
km von der Passhöhe aus gesehen steigt die Luft wieder auf – hier
entstehen die runden und an ihren Rändern durchscheinenden Wolken.
In diesem Fall zeigen sie eine tellerförmige Ausbuchtung an
ihrer Unterseite, was auf starke Turbulenz hinweist. Die auf dem
Bild gekippt aussehenden Wolken dürften großenteils ein
perspektivischer Effekt sein: Die Wolken in der Nähe des Fotografen
scheinen höher in der Atmosphäre zu liegen als die im Gipfelniveau
der Berge entstehenden Wolkengebiete, die weit entfernt sind.
|
|

Januar
Regenbogen und Sonnenstrahlen über dem Lago di Como,
Italien, 6. Oktober 2000, ca. 1745 MEZ
Foto: Markus Furger
Nach einem heftigen Gewitter
am Nachmittag bricht die Sonne kurz vor dem Untergang unter den
Regenwolken durch und scheint durch das Tal, in welchem der Luganer
See liegt. Dabei beleuchtet sie das Ostufer des Lago di Como. Die
Ortschaft Bellano ist in goldenes Licht getaucht. Der Gipfel oberhalb
Bellano wird noch durch die Wolkenbasis abgeschattet. Der doppelte
Regenbogen – man erkennt schwach den sekundären Bogen
mit 51Grad Radius und umgekehrter Farbreihenfolge – gibt dem
Ganzen eine metaphysische Stimmung. Die dunklere Zone zwischen primärem
(innerem) und sekundärem (äusserem) Regenbogen, das sogenannte
Alexander- Band, kontrastiert mit der hellen Zone innerhalb des
primären Bogens. Die Sonnenstrahlen konvergieren zum antisolaren
Punkt, der auch das Zentrum des Regenbogens bildet. Sie werden hier
durch die Topographie erzeugt, nicht wie üblich durch Wolken. |
|

Februar
Kraftwerksfahnen durchbrechen Inversion, Blick vom Fichtelberg
nach Osten, 5.12.2003, abends
Foto: Richard Simonis
Text: Richard Simonis
Vom Beobachtungsturm der Wetterstation auf dem
Fichtelberg (1214 m) im noch schneefreien Erzgebirge bot sich in
der Abenddämmerung
ein phantastischer Blick auf das umgebende Nebelmeer. Mitteleuropa
lag an diesem Tag unter der Absinkinversion eines Hochdruckgebietes.
Hochnebel trennte in rund 700 bis 800 m über NN die trockene
Höhenluft von feucht-kühler Luft in den Niederungen. So
erreichte bei 8 Stunden Sonnenschein (im Dezember!) die Temperatur
auf dem Fichtelberg +8°C, wohingegen sie in Oberwiesenthal am
Fuße des Berges nur geringfügig über den Nullpunkt
stieg. Dies ist die typische Bedingung dafür, dass die Abgase
der Fabriken und Kraftwerke oberhalb der Inversion abziehen können
und sich nicht – wie bei einer SMOG-Lage = SMoke and fOG – in
der untersten Schicht ansammeln. Es war fast windstill, wie auch
die nahezu senkrecht die Inversion durchbrechenden Rauchfahnen der
tschechischen Kraftwerke im Osten erkennen lassen.
|
|

März
Abendstimmung und Gischt am Strand von Akko, Israel, 21.
März 2002
Foto: Jonas Lähnemann
Eine dunkle Schauerwolke steht über der
alten Festung Akko: Sie deutet darauf hin, dass ein Tiefdruckgebiet
in der Nähe
liegt, in dessen Bereich über dem Meer erhebliche Windgeschwindigkeiten
auftreten. Nach den Wettermeldungen hat es an diesem Tag in Israel
und im Libanon bei starkem Südwestwind Schauer gegeben. Mit
der zu dieser Jahreszeit vorherrschenden westlichen Windrichtung
entstehen über den großen Wasserflächen des östlichen
Mittelmeeres hohe Wellen. Sie prallen hier auf die Felsenküste.
Ergebnis ist die bis zu zehn Meter hoch aufspritzende Gischt. Das
Foto gibt sowohl das gelbliche Abendlicht der feuchten Luft wieder
als auch den hohen optischen Reiz der raschen Gischt-Bewegung.
|
|

April
Cirrocumulus über Südafrika, 19.3.2004, 17 Uhr
Foto: Horst Dronia
Wie eine geordnete Herde von Schafen ziehen
diese relativ seltenen Cirrocumulus-Wolken von Westen her über
die Karoo-Berge (etwa 250 km östlich von Kapstadt an der Südküste
Südafrikas
in der Nähe von Knysna). Solche Wolken entstehen in Höhen
zwischen 7 und 10 Kilometer, wenn sehr warme Luft heranweht, in diesem
Fall Luft, die weiter nordwestlich aus der Steppenregion Namibias
und der Nordkap-Provinz stammt. Das Maximum der Temperatur lag am
17.3.2004 in Kapstadt noch bei 32°C, sank dann aber auf 22°C.
In Windhuk/Namibia wurde während der gesamten Woche jeweils
30 bis 32°C erreicht, was für den Herbstmonat März
(absolutes Maximum 34°C) sehr warm ist. Das Besondere an diesen
Wolken ist, dass die hervorstechenden abgerundeten Formen, die wie
kleine Wollebällchen aussehen, aus Wassertröpfchen bestehen.
Allerdings liegt die Temperatur in diesen Höhen zu dieser Jahreszeit
meist zwischen -20 und -30°C, d.h. die Wolkentropfen bestehen
aus stark unterkühltem (Engl.: „supercooled“) Wasser – dies
ist auch der Grund für das Aussehen der Wolkenteile, welche
gut erkennbare seitliche Begrenzungen haben. Weiter im Hintergrund
werden die Wolken dichter, weisen aber kaum noch Struktur auf – dort
wandeln sich die Tröpfchen in Eiskristalle um, die Wolken nehmen
das typisch einförmige Cirrus-Aussehen an.
|
|

Mai
Abendlicht im Hochsommer, 29.7.2002, Stuttgart
Foto: Birgit Beidek
Nach einer hochsommerlichen Wetterperiode mit
Höchstwerten
der Temperatur um 30°C ist geringfügig kühlere, jedoch
sehr feuchte Luft nach Deutschland gelangt: In Stuttgart wurde „nur“ noch
24°C erreicht, wobei der Taupunkt zeitweise bei 18°C lag,
d. h. bei dieser Temperatur würde Feuchtigkeit zu Nebel oder
Wolken kondensieren; gleichzeitig gibt dieser Wert an, dass große
Schwüle herrscht. Typischerweise wird bei hoher Feuchtigkeit
der Himmel weißlich fahl – im Gegensatz dazu ist er bei
geringer Feuchte wie z.B. in trockener Polarluft, strahlend blau.
Da bei hoher Feuchte viele Luftbeimengungen aufquellen, verschlechtert
sich die Sichtweite. Bei tief stehender Sonne bilden sich hinter
Hindernissen – dies können Wolkenränder oder auch
Berge sein – strahlenförmige Aufhellungen an denjenigen
Stellen, die tiefer am Horizont sind (also Täler oder tief eingekerbte
Wolkenränder) und Abdunkelungen an höher aufragenden Wolken-
oder Berg-Hindernissen. Diese abendlichen „Feuchtigkeits-Strahlen“ heißen
im Englischen crepuscular rays = Dämmerungs-Strahlen.
|
|

Juni
Blitze, Juni 2003
Foto: Georg Gierl
Die nächtliche Dunkelheit wird durch eine
Serie von Blitzen spektakulär erleuchtet. In einer Entfernung
von vielleicht 5 Kilometern zuckt ein im Verhältnis zu reinen
Wolkenblitzen relativ seltener Wolken-Erd-Blitz (engl.: „CG“ =
cloud to ground). Die Wolken-Unterseite ist von diesem Blitz, vor
allem aber von zwei groß flächigen Wolkenblitzen angestrahlt,
die sich – auf
dem Foto jeweils von rechts und links ausgehend – in der Bildmitte
stark verästeln. Dies bedeutet, dass Mehrfach-Entladungen auftreten,
die zunächst im Hauptkanal erfolgen, sich dann aber typischerweise
in verschiedene Äste verzweigen. Möglicherweise hat auch
der Erdblitz noch Verzweigungen, die jedoch von der Wolke verdeckt
sind.
|
|

Juli
Föhnwolke Mittelnorwegen, 28.9.2002
Foto: Reinhard Dudek
Diese eindrucksvolle Föhnwolke ist in einer
starken westlichen Strömung entstanden, die über das zum
Teil vergletscherte bis knapp 2500 m Höhe aufreichende Hochland
von Jothun-Heimen hinweg wehte. Der Blick geht vom Tal des Flusses
Otta in der Nähe
der Ortschaft Lom nach Südwesten, wo sich in etwa 20 km Entfernung
diese Wolken auftürmen. Sie erscheinen geschichtet, als ob Schüsseln
in einander gestellt sind. In Lee des Hochlandes ist eine sich wenig ändernde
Welle entstanden, deren Wellenlänge (aufsteigender und absinkender
Ast zusammen) nur etwa 15 km beträgt. Dies bewirkt ständiges
starkes Aufsteigen im Bereich des ersten Wellen-Maximums und gleich
anschließend ebenso starkes Absinken. Der Übergang von
Aufstieg zu Absinken zeigt sich an den filigranen linsenförmigen
Rändern der Wolke, im eigentlichen Absinkbereich gibt es keine
Wolken mehr. Die Wolke türmt sich besonders hoch auf, weil die
Strömung vom Atlantik her sehr feuchte Luft heran lenkt. Am
rechten Bildrand – also Blick nach Westen – ist die dichte
vom Atlantik kommende Bewölkung erkennbar.
|
|

August
Aufquellende Gewitterwolke, 28.8.2002, Siegen.
Foto: Hans-Martin Flender
Im Hochwasser-Jahr 2002 gab es nicht nur im
Elbe- und Donau-Gebiet Hochwasserfluten, in vielen anderen Teilen
Mitteleuropas traten kleinräumig
ebenfalls Unwetter-Regen auf. So ist am 28.8.2002 ein lokal begrenzter
Starkregen in Berlin, Nähe Rüdesheimer Platz im Südwesten
der Stadt, dokumentiert, der innerhalb von knapp drei Stunden auf
einem nur etwa fünf Quadratkilometer großen Gebiet um
100 Liter Regen pro Quadratmeter brachte. An demselben Abend entluden
sich auch über dem südlichen Westfalen, in der Nähe
von Siegen, Unwetter, die bis zu 110 l/m² Niederschlag brachten.
Als Folge rutschten dort mehrere Hänge dieser Mittelgebirgslandschaft
zu Tal, u. a. Teile eines Friedhofs. – Die auf dem Foto
erfassten Gewitterwolken stellen die Vorstufe dieses Unwetters dar
und zeigen insbesondere das starke und hoch reichende Aufsteigen
der feuchten und damit Regen bringenden Luft an.
|
|

September
Regen- und Graupelschauer, Inari-See, Finnland, 25.8.2000,
16 Uhr
Foto: Sabine Jordan
Während eines ersten herbstlichen Kaltlufteinbruchs
stieg die Temperatur an diesem Tag in Rovaniemi in Mittelfinnland
trotz zeitweiligen Sonnenscheins nur bis 16°C. Dabei war es auch
in der gesamten wetterbewegten Atmosphäre bis in Höhen
um 8 Kilometer für die Jahreszeit kalt: In gut 5 km Höhe
sank die Temperatur auf Werte um -25°C, durchschnittlich sind
zu dieser Jahreszeit in Finnland in dieser Höhe Temperaturwerte
von -18 bis -22°C zu erwarten. Dies bedeutete, dass bei der noch
recht großen Sonneneinstrahlung der Temperaturunterschied zwischen
Boden und 5 km Höhe 41 Grad betrug – und dies ist ein
gutes Maß dafür, dass sich tagsüber starke Schauer
bilden. Da die aus dem Polargebiet stammende Luft jedoch recht trocken
war, die Null-Grad-Höhe bei etwa 1600 m lag, vereiste die Wolke
rasch: Dieser Wolkenteil, bestehend aus Eiskristallen, ist an der
faserigen Struktur erkennbar, nur die unteren Bereiche weisen abgerundete
Formen mit scharfen Begrenzungen auf, und nur in diesem mit Regentropfen
angefüllten Teil konnte der Regenbogen entstehen.
|
|

Oktober
Föhn-Rotor-Wolke über dem Hirschberger (Jelenia
Gora) Kessel, Riesengebirge, 30.10.2000, 06.40 Uhr
Foto: Peter Müller
Wie eine drohende Faust steht die von der gerade
aufgehenden Morgensonne beleuchtete Wolke über der Landschaft
nördlich des Riesengebirges.
Es herrscht eine starke bodennahe südwestliche Strömung
mit ca. 20 km/h, in der die Frühtemperatur bei Föhn bei
8°C liegt, mittags stieg die Temperatur bis nahe 15°C. Dagegen
weht auf der benachbarten 1603 m hohen Schneekoppe = Sniezka Westwind
mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h. Dies bedeutet, dass mit zunehmender
Höhe der Wind dreht und erheblich zunimmt, was der Definition
von „starker Windscherung“ entspricht. Die Folge ist
einerseits Föhn mit Wellenwolken bedingt durch die Zunahme des
Windes mit der Höhe trotz der leichten Drehung, andererseits
starke Turbulenz. Am turbulentesten ist es jeweils an den im Lee
der Gebirge entstehenden Rotorwolken. - Bereits in den 1930er Jahren
wurde dieses Tal dadurch berühmt, dass Joachim Küttner,
einer der Pioniere des meteorologischen Segelfliegens, hier wesentliche
Daten für seine 2. Doktorarbeit (beendet 1939) mit dem Thema „Leewellen“ erflogen
hat. (Seine 1. Doktorarbeit im Fach Jura hatte er schon 1932 abgeschlossen.)
Joachim Küttner (geb. 1910) war u.a. Technischer Direktor unter
Wernher von Braun für die erste bemannte Mondlandung, leitete
zahlreiche weltweite Großforschungs-Experimente und ist auch
heute aktiv in gebirgsmeteorologischen Untersuchungen (MAP = Mesoscale
Alpine Project) und in der Turbulenzforschung tätig!
|
|

November
Sonnenaufgang über der Antarktis, Neumeyer-Station,
Oktober 2002
Foto: Andrew Klaas
Im Oktober steigt die Sonne an der in 70,5 Grad südlicher Breite
liegenden deutschen Neumayer-Polar-Station schon etwa 16 Stunden über
den Horizont. Dabei gibt es relativ lange Dämmerungszeiten,
die häufig farbenfrohe Dämmerungs-Erscheinungen verursachen.
Bei diesem Beispiel werden in 7 bis 9 Kilometer Höhe ziehende
Cirrus-Wolken beleuchtet. Da die Lichtstrahlen der Sonne einen langen
Weg durch die Atmosphäre nehmen müssen, werden sie an den
Molekülen der Luft abgelenkt. Die etwas kürzeren blauen Wellen
werden weitgehend ausgeblendet, so dass die länger welligen rötlichen
vorherrschen. Übrigens lag Mitte November 2002 die Temperatur
an der Neumayer-Station bei oftmals stürmischem Wind zwischen
-10 und -25°C.
|
|

Dezember
Polarlicht bei Mitternachtsdämmerung, Island, 29./30.8.2003
Foto: Richard Löwenherz
Spektakulär ist das in vielen Grüntönen fast den
ganzen Himmel überdeckende Nordlicht, das in Schlieren und „Vorhängen“ die
Landschaft erhellt. Immerhin ist es so dunkel, dass im Nordlicht
einige Sterne erkennbar sind. Der See im Vordergrund ist gerade noch
vom rot-gelblichen Abendlicht der Sonne, die zu dieser Zeit fast
genau im Norden etwas unter dem Horizont steht, beleuchtet. Zu dieser
Zeit lag eine Hochdruckzone mit sehr warmer Luft über dem Nordatlantik,
in der am 30.8. die Temperatur in Reykjavik bis 13°C, in Südgrönland,
in Nassarssuaq, sogar bis 20°C stieg. Gleichzeitig gab es dort
nur wenige Wolken, die die Beobachtung dieses Naturschauspiels behindert
hätten. Dieses Foto wurde am 1510 m hoch liegenden Dyngjuvatn
(= See) am Fuß der Askja-Berge (links im Foto beginnend) mit
Blick auf den etwa 20 km entfernten „Götterberg“ Herdubreid
(1682 m) aufgenommen. (Weitere Information zum Thema Nordlicht finden
Sie in den Meteorologischen Kalendern 2000 und 2004, jeweils Dezemberbild.) |
|
 |
|
|