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Publikationen
Meteorologischer Kalender
2008
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Titel
Aufquellende Gewitterwolken über
der Camargue, Süd-Frankreich, August 2005
Foto: Michael Dietrich
Das
Foto ist in der Nähe der kleinen Hafenstadt St. Maries de la
Mer entstanden, Blick nach Nordosten über den Binnensee Etang
de Vaccarès hinweg zu den Alpilles (südwestliche Vorberge
der Alpen). Über dem stark erwärmten Festland quellen
die Wolken rasch hoch auf. Sie bestehen aber noch durchweg aus Wassertröpfchen,
erkennbar an den scharf abgegrenzten blumenkohlförmigen Formen.
Die oberen Wolkenteile reichen bereits bis 6 oder 7 Kilometer Höhe,
wo die Temperatur bei -20°C liegt. Diese Wolkenform wird calvus
genannt, vom Lateinischen „kahlköpfig“, weil noch kein zerfasernder
= vereisender Schirm (Amboss) darüber liegt, der eine aktive
Gewitterwolke kennzeichnet. Das Bild erhält ein besonderes
Gepräge durch die leichten Wellen auf dem See im Vordergrund,
in dem sich Teile der Wolke spiegeln.
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Januar
Schnee und Raureif auf dem Brocken/Harz (1142
m), 10.1.2006 .
Foto: Peter-René Sosna
Wie
sich verbeugende Mönche oder auch wie Fabelwesen wirken die
in der Morgensonne, zehn Minuten nach ihrem Aufgang, stehenden Bergfichten
auf dem höchsten Berg Norddeutschlands, dem Brocken. Da die
Luft relativ feucht ist, gibt es ein ausgeprägtes Morgenrot,
das die gesamte Umgebung einfärbt und somit den märchenhaften
Eindruck vermittelt. Millionen feinster unterkühlter Nebeltröpfchen
frieren zusammen und bilden so, je länger der Nebel dauert,
diese riesigen Ablagerungen. Dies ist also kein Schnee, sondern
gefrorener Nebel, der viele Wochen lang immer wieder aufgetreten
ist. Er wächst dem Wind immer entgegen und hat aus dieser Zeit
eine 160 bis 180 cm dicke Eis- und Raureifdecke zu Stande gebracht.
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Februar
Gewitterturm
im Gegenlicht, Brasilien, Amazonas bei Manaus, 26.2.2007,
abends.
Foto:
Angelika Enke
Das
Foto entstand am Rio Negro, einem Nebenfluss des Amazonas, nahe
der Stadt Manaus. Der Schatten des Gewitterturmes wird auf dem nach
Nordwesten versetzten Cirrusschirm deutlich sichtbar. Die eingefangene
Farbenpracht eines Sonnenuntergangs ist in den Tropen relativ häufig
zu beobachten. *) Die allgemeine Wetterlage war gekennzeichnet durch
die Nähe zur ITCZ (Innertropische Konvergenzzone), die in diesem
Jahr verspätet am Amazonas eintraf. In den Nächten konnte
man bereits das Wetterleuchten im Süden auf breiter Front beobachten.
Im Vorfeld der ITCZ war zu beobachten, dass auf dem Höhepunkt
der nachmittäglichen Hitze an einigen Stellen die bodennahe
Inversion durchbrochen wurde und in der darüber liegenden labilen
Atmosphäre lokale Gewittertürme binnen weniger Minuten
in die Höhe schossen. Die kräftige vertikale Windscherung
führte jedoch zu einem Abriss der oberen Wolke von der Stelle
des Inversionsdurchbruches und damit zur Auflösung des Gewitters.
Häufig entstand an gleicher Stelle eine neue Gewitterwolke.
*)
Mehr Information hierzu: Europäischer Meteorologischer Kalender
2007, Septemberblatt
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März
Schneeschauer
bei Erlenmoos, südlich von Ulm, 5.2.2003.
Foto:
Georg Gierl
Eine
mächtige weiße Wand fällt aus einer Schauerwolke
zum Boden – ein sehr intensiver Schneeschauer geht nieder. Die Wucht
des Fallens ist in Bodennähe erkennbar, wo der Schnee zu den
Seiten weg getrieben wird. An diesem Tag war von der Arktis über
das Nordmeer hinweg bis in hohe Atmosphärenschichten sehr kalte
Luft nach Mitteleuropa eingeflossen. In gut fünf Kilometer
Höhe (Druckniveau 500 Hektopascal) lag die Temperatur über
Deutschland bei -38°C, während am Boden Werte etwas über
0°C gemessen wurden. Dieser große Temperaturunterschied
verursachte starkes Aufquellen der Wolken und Schauer, örtlich
auch kurze Gewitter. Aus einem derartigen Schauer, der nur etwa
10 Minuten dauert, können mehr als 5 cm Schnee fallen.
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April
Nebelschwaden
und Raureif im Gegenlicht, 12.2.2006,
15:20 Uhr, Ann/ Region Sylarna (Schweden).
Foto:
Heiko Liebel
Am
Standort des Fotografen ist die Sonne gerade durch eine dichte Nebelschwade
verdeckt. Daher konnte diese Gegenlicht-Aufnahme so gut gelingen:
Die von halb rechts einfallenden Strahlen der tief stehenden Sonne
be- und erleuchten die bereiften Bäume, wobei die Eiskristalle
erheblich zu diesem Leuchteffekt beitragen. Auf der Schneedecke
zeichnen sich die Schatten der Bäume und Sträucher in
Grautönen ab und prägen das Bild grafisch. Der Hintergrund
wird durch die zum Teil beleuchteten Nebelbänke leicht farbig
betont. Solche Lichtverhältnisse sind typisch für eine
winterliche Hochdruckwetterlage, bei der von Tag zu Tag die Temperatur
sinkt, bis der Taupunkt (= Temperatur, bei der die Luft mit Wasserdampf
gesättigt ist, d.h. 100% Relative Feuchte herrscht) erreicht
ist und Kondensation zu Nebeltröpfchen erfolgt. Diese Tröpfchen
bleiben wegen ihrer Winzigkeit und daher hohen Oberflächenspannung
in der Luft bis zu Temperaturwerten um -20°C flüssig und
lagern sich bei Berührung mit Gegenständen (Zweige etc)
als Eiskristalle ab = Raureif.
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Mai
Abziehendes
Gewitter, Flugplatz Lüsse bei Belzig, Brandenburg, 27. 5. 2007,
20:40 MESZ.
Foto:
Carsten Lindemann
Eine
klassische Gewitterfront überquerte am Abend den Flugplatz
von West nach Ost. Vor der Front bildete sich eine Böenwalze,
die mit starken Böen einherging und große vertikale Umlagerungen
verursachte. Etwa 10 Minuten später fing es an zu regnen, wobei
die Intensität am Flugplatz selbst gering war. Da es in Richtung
der untergehenden Sonne am Horizont wieder klar wurde, erhielten
die letzten Schauer eine besondere Beleuchtung, die sich in der
außerordentlichen Vielfarbigkeit widerspiegelte. Die Maximaltemperatur
betrug an diesem Tag am Flugplatz 25°C, der Taupunkt 18°C,
so dass es sehr schwül war. Im 70 Kilometer entfernten Berlin
und Umgebung gab es auch Unwetter mit Sturmböen und Hagel.
(Mehr
Information zu Dämmerungsfarben: s. Europäischer Meteorologischer
Kalender September 2007)
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Juni
Blitzbaum,
sich stark verzweigender Wolkenblitz, 21.6.2006, 22 MESZ, Berlin,
Wetterturm des Instituts für Meteorologie, Blick nach SW.
Foto: Jan Hoffmann
Im
Bereich eines nahezu stationären Gewitters über Berlin
erfolgte dieser von Wolke zu Wolke zuckende Blitz mit zahlreichen
Verzweigungen. Ausgangspunkt ist offenbar die hell erleuchtete Stelle
in der linken Bildhälfte, von der ein kompakter Blitz mit mehreren
Entladungen nach rechts verläuft. Dieser Blitz verstreut sich
dann in einem anderen Wolkenteil mit vielen kleinen und sehr kleinen
Verästelungen. Dabei wird die Ladung bei einer Stromstärke
von etwa 20.000 Ampère wieder verteilt. Dies alles geschieht
in Zeitabschnitten von Millisekunden, und das bedeutet, dass die
enorme Stromstärke – auf nutzbare Zeit umgerechnet – nur eine
geringe Leistung erbringen würde.
(Mehr
Information zur Blitzentstehung von Sven Titz unter: http://www.weltderphysik.de/de/4626.php
sowie Europäischer Meteorologischer Kalender August 2007)
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Juli
Nachtgewitter bei Seefeld, Oberbayern , 22.7.2006, ca. 21:45
MESZ.
Foto: Franz Xaver Kohlhauf
Spektakulär
durch zahlreiche Blitze von Innen her beleuchtet zeichnet sich die
Gewitterwolke am Abendhimmel ab. Sie steht südwestlich von
München über Seefeld und ist nahezu stationär. In
der Nähe von Bad Tölz, dem Standort des Fotografen, etwa
40 Kilometer vom Gewitter entfernt, blieb der Himmel weitgehend
klar, während aus Seefeld sogar von einem kleinen Tornado berichtet
wurde. Nach einer Stunde zerfiel das Gewitter. Der Cirrus-Schirm
des Gewitters, auch Amboss genannt, überdeckt nur einen kleinen
Ausschnitt des Südwesthimmels, ist jedoch markant ausgeprägt.
Im unteren Teil des Bildes verdeckt eine dunkle Wolkenwalze die
Blitze – sie kennzeichnet die vom Gewitter produzierte und aus ihm
heraus laufende Böenwalze, deren Aussehen durchaus eine Trombe,
einen kleinen Tornado vermuten lässt.
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August
Flammender
Polarlicht-Bogen über Island, 27./28.8.2003,
Lavafeld am Fuß des Vatnajökull in ca. 1200 m Höhe.
Foto: Richard Löwenherz
Als
filigraner Bogen aus verschiedenen Grüntönen überspannt
das Polarlicht den klaren Himmel Islands. Zu dieser Jahreszeit wird
es auf der Insel auch um Mitternacht nicht ganz dunkel, und im Norden
bleibt der Himmel hell. Dabei sind oberhalb des Horizontes auch
einige dünne Cirrus-Wolken vom Widerschein des Abendhimmels
schwach erhellt. Dennoch ist das Polarlicht sehr gut zu beobachten,
und sogar einige Sterne sind erkennbar. Markant hebt sich ein kleiner
Lavaberg im Vordergrund als Kontrast ab. – Das grüne Licht
entsteht durch Sauerstoffatome, die in einer Höhe von etwa
100 Kilometern über der Erde nach einem Plasma- (= Teilchen-)
Ausbruch der Sonne zum Leuchten angeregt werden.
(Weitere
Information zu „Polarlicht“: Oktoberblatt des Europäischen
Meteorologischen Kalenders 2007!).
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September
Talnebel
in den Nordalpen, Rätikon-Gebiet, Blick vom Panülerkopf
nach Südwest, 8.9.2006, 17 MESZ.
Foto: Benjamin Leutner
Bis
in Höhen um 2500 m reicht die Nebel- und Wolkendecke über
den Tälern des Rätikon-Gebietes. Dieses nordalpine Gebirge
erstreckt sich von Vorarlberg über Liechtenstein hinweg bis
nach Graubünden in der Schweiz. Der Blick vom zweithöchsten
Gipfel der Region, dem Panülerkopf (2859 m), zeigt die Oberfläche
des Nebelmeeres, die wie im Sturm bewegt erscheint und mehrere Inseln
aufweist. Die „Inseln“ sind die Gipfel, die über 2500 m Höhe
hinaus reichen. An diesem Tage erreichte eine Kaltfront von Norden
her die Alpen, wobei die in nur flacher Schicht einfließende
kühlere Luft sich an den Bergen staute und eine geschlossene
Wolkendecke bildete, die von oben her wie ein Nebelmeer aussah.
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Oktober
Brandung
am Leuchtturm Saßnitz Mole, Rügen (Ostsee), 11.9.2005,
10:56 MESZ
Foto:
Conny Wermke
Wenn
der Wind aus der „richtigen“ Richtung gegen die Saßnitzer
Mole weht, nämlich von Nordosten her, kann man auf dem Weg
zum Leuchtturm rasch nicht nur nasse Füße bekommen: Immerhin
ist das Leuchtfeuer in 12 Meter Höhe, und fast genauso hoch
schäumt die Brandung auf, obwohl das Meer einen nicht sehr
bewegten Eindruck macht. An diesem Tag lag über Schweden ein
Hochdruckgebiet, gegen das von Deutschland her ein Tief heranzog.
Dabei entstand über der Ostsee ein von den Baltischen Staaten
bis Rügen und Bornholm reichender Streifen stürmischen
Windes (Kap Arkona meldet zu dieser Zeit mit 39 Knoten Beaufort
9 = Sturm.) Beim Auftreffen der dabei entstandenen Strömung,
Windsee und Dünung auf die Ostküste von Rügen verstärkten
sich manche Wellen zu hohen Brechern.
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November
Orografische
Wolke in Lee des Teide, Observatorium Izana, Teneriffa, 25.11.2006,
früh morgens.
Foto: Jürgen Rendtel
Am
sternenklaren Nachthimmel über der Kanaren-Insel Teneriffa
hat sich in Lee des 3718 m hohen Teide relativ weit entfernt eine
Lenticularis-Wolke gebildet. Derartige Wolken entstehen, wenn starker
Wind über einen Berg hinweg weht und dabei in Lee eine Welle
bildet, die am Berghang den Wind absteigen, in 10 bis 20 Kilometer
Entfernung im Gegenzug wieder aufsteigen lässt. Wenn die Luft
feucht genug ist, bildet sich im aufsteigenden Ast eine solche oftmals
durchscheinende und am Rande zerfasernde Leewolke. Das Bild ist
vom Astronomischen Observatorium Izana aus in 2370 m Höhe fotografiert
worden. Am Observatorium wurde zu dieser Zeit eine Windgeschwindigkeit
von mehr als 90 km/h gemessen, was darauf schließen lässt,
dass im Gipfelniveau des Teide noch stärkerer Wind wehte, der
die Leewolke verursachte. Die Kanarischen Inseln wurden in dieser
Nacht von einem Frontensystem überquert. Daher hielt sich diese
Leewolke nur eine gute halbe Stunde, bevor dichte Bewölkung
mit starkem Regen aufzog.
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Dezember
Durch
Fallwind sichtbar werdende Schneefahnen, Gondwana Station, Gerlach
Inlet, Terra Nova Bucht, Rossmeer, Ende Dezember 1984.
Foto: Franz Tessensohn
Bemerkenswert
ist der von der Abend-Sonne beleuchtete nebelartige Streifen, der
sich über die gesamte Bildbreite erstreckt: Aus der auch im
Südsommer kalten Arktis fällt nämlich stürmischer
und kalter Wind (= katabatischer Wind) zur See herunter. Der vom
Inlandeis kommende Fallwind, der 40 bis 50 Knoten (70 bis 90 km/h)
erreicht, nimmt auf seinem Weg losen Neuschnee von den Küstenhügeln
auf und weht ihn aufs Meer. Die Blickrichtung ist nach Süden.
Der Streifen offenen Wassers im Vordergrund ist ein Effekt der häufigen
Fallwinde. Aus diesem Grund ist die Terra Nova Bucht auch im antarktischen
Winter weitgehend eisfrei (Polynia). Die antarktischen Berge selbst
sind auf diesem Foto durch den Schnee weitgehend verhüllt,
lediglich im rechten Teil des Bildes ist ein Berghang als dunklere
Stelle erkennbar.
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